Liebe Kolleginnen und Kollegen des gewerkschaftlichen Netzwerkes „Forum Soziale Technikgestaltung“ beim DGB Baden-Württemberg,
lieber Welf,
was für eine große ehrenamtliche Leistung: Das „Forum Soziale Technikgestaltung“ wird 30 Jahre alt! Seit dreißig Jahren setzt Ihr Euch für eine Humanisierung digitaler Arbeitswelten ein. Ich möchte Euch im Namen des DGB Bundesvorstandes meinen Dank für Euer Engagement ausdrücken. Ihr habt den Menschen ins Zentrum eines weitreichenden technologischen Wandels gestellt. Ihr setzt Euch für die humane, soziale, ethische und ökologische Gestaltung von Arbeits- und Lebenswelten in Vielfalt ein. Das verdient hohen Respekt und ist zugleich Ermutigung für die Zukunft. Ihr wart und seid Vorreiter in der Gestaltung neuer Online-Arbeitsprozesse. Und diese Fragen werden in den nächsten Jahren noch deutlich an Bedeutung gewinnen.
Als das „Forum Soziale Technikgestaltung“ (FST) am 7. Oktober 1991 im Stuttgarter Gewerkschaftshaus, dem heutigen „Willi-Bleicher-Haus“, gegründet wurde, trafen sich 120 Frauen und Männer aus Beschäftigtenvertretungen und Gewerkschaften. Über dreißig Jahre hinweg ist die Zahl auf über 4.650 Frauen und Männer aus Betriebs- und Personalräten sowie aus Belegschaften angewachsen. Kolleginnen und Kollegen aus Produktion und Dienstleistung, aus Verwaltung und Handwerk, aus Bildungs- und Sozialträgern, aus Kirchen und Wissenschaften führen Erfahrungs- und Fachwissen im Netzwerk zusammen. Rechnet man den demografischen Wandel, die Zugänge und altersbedingten Rückzüge hinzu, so waren in diesem Forum über den genannten Zeitraum rund 8.000 Menschen aktiv. Das ist eine stolze Bilanz. Dafür gilt dem Initiator, Mitbegründer und Leiter des „Forum Soziale Technikgestaltung“, dem Kollegen Welf Schröter, großer Dank und Anerkennung. Er steuert moderierend das Netzwerk immer wieder nach vorne in die aktuellen technologischen Herausforderungen.
Die Gründung des FST wurde von dem damaligen DGB-Landesvorsitzenden Siegfried Pommerenke, dem damaligen IG Metall- Bezirksleiter Walter Riester, dem damaligen Vorsitzenden der GEW Baden-Württemberg Rainer Dahlem und von der damaligen ÖTV-Vorsitzenden Monika Wulf-Mathies unterstützt. Zu den späteren besonderen Vortragsgästen zählten u. a. die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Joseph Weizenbaum, Frieder Naschold, Hajo Braczyk, Hans-Jörg Bullinger, Jutta Rump, Ortwin Renn, Sabine Pfeiffer, Ralf Reichwald, Kira Stein und Constanze Kurz. Zum zehnjährigen Bestehen hielt Berthold Huber, der damalige Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, die Festrede.
Heute ist der Ansatz des mehrfach ausgezeichneten „Forum Soziale Technikgestaltung“ aktueller und wichtiger denn je. Mit dem herausfordernden Projekt „Der mitbestimmte Algorithmus“ mischt sich das FST selbstbewusst in die Debatte um die Zukunft algorithmischer Steuerungs- und Entscheidungssysteme – auch „Künstliche Intelligenz“ genannt – mit eigenen Anforderungen und Kriterien ein. Das FST ist ein lernendes Netzwerk. Lernend im Sinne eines menschlichen Miteinanders und der Durchsetzung der Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, Erwerbssuchenden und Selbstständigen. Dabei gilt das unveränderliche Leitmotiv, dass Technik dem Menschen zu dienen habe und nicht umgekehrt.
Ich wünsche allen Beteiligten des „Forum Soziale Technikgestaltung“ auch weiterhin viel Kraft, Mut und Erfolg. Ich danke Euch sehr für Eure Arbeit, die auch andere zu ermutigen vermag.
Mit herzlichen Grüßen
Reiner Hoffmann
Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes
September 2021