Revolution in der Arbeitswelt? – Zum zwanzigsten Geburtstag der Digitalisierung

Wer heute Betriebsräte aus Industriebetrieben anfragt, wie es ihnen denn in der derzeitigen Revolution der Arbeitswelt durch die scheinbar völlig überraschend hereinbrechende Digitalisierung ergeht, erhält bestenfalls ein erstauntes Lächeln, das dem Kommentar vorausgeht: „Das machen wir doch schon seit vielen Jahren!“

Ja, das ist wohl richtig. Es ist zwanzig Jahre her, dass 1995 der Begriff „Multimedia“ zum Wort des Jahres gekürt und der Beginn des Digitalzeitalters ausgerufen wurde. Seitdem bricht in kurzen Abständen die Digitalisierung stetig neu, umwälzend und unerwartet an. Wie lässt sich nun erklären, dass die Digitalisierung zwar kein alter aber ein mindestens bereits erwachsen gewordener Hut darstellt? Warum wird dieser Veränderungsprozess immer wieder als plötzlich neu ausgerufen?

Eine kleine unscharfe „Faustregel“ kann beim Verständnis helfen (die IT-Teams mögen die folgende didaktisch motivierte Begriffswahl verzeihen): Seit zwanzig Jahren weitet sich der Prozess der Digitalisierung stetig aus und durchdringt Arbeit, Konsum, Freizeit, Behörden und Privatheit. Zugleich haben sich innerhalb dieses Prozesses grob gesagt drei qualitative Abstufungen vollzogen:

In den neunziger Jahren betonte die Digitalisierung den Datenaustausch zwischen Menschen. Das „Internet der Menschen“ war vorherrschend. Zu Beginn des neuen Jahrzehnts nach dem Jahr 2000 setzte sich immer mehr der Datenaustausch zwischen den Dingen durch. Der Datenverkehr zwischen Gegenständen wurde als „Internet der Dinge“ vorherrschend. Zehn Jahre später sollen die Potenziale der Digitalisierung die Vernetzung und Virtualisierung betriebsübergreifender Wertschöpfungsketten ermöglichen. Das „Internet der Prozesse in Echtzeit“ soll vorherrschend werden und ein weiteres Fundament für „Industrie 4.0“ legen.

So besehen ist die derzeitige dritte Stufe neu, obwohl die Digitalisierung selbst schon etwas in die Jahre gekommen ist. Doch alle drei Stufen wirken unentwegt weiter. Happy Birthday zum Zwanzigsten!

 

NRW: Betriebsräte als Innovationspromotoren und das Technologienetzwerk OWL

Betriebsräte als Promotoren
IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler hat die Betriebsräte der Metall- und Elektroindustrie dazu aufgerufen, die vierte industrielle Revolution – kurz „Industrie 4.0“ – mitzugestalten. Sie sollten die Erneuerung der Produktion vorantreiben, „Innovationspromotoren“ werden. Siehe Link

Neue Agenda zur menschengerechten Arbeitsgestaltung in der digitalisierten Arbeitswelt notwendig
NRW Arbeitsminister Guntram Schneider sprach in Vertretung auf der Geschäftsführerkonferenz der IG Metall NRW zu dem Thema „Arbeit 2020“. Vor dem Hintergrund, dass zehntausende Arbeitsplätze in der nordrhein-westfälischen Industrie vor gravierenden Veränderungen aufgrund der neuen Dimensionen von Digitalisierung, Globalisierung und Flexibilisierung stehen, bekräftigten Giesler und Schneider ihren gemeinsamen Willen zur Gestaltung einer menschengerechten Arbeitswelt. Siehe Link

Technologie-Netzwerk in NRW
Im Technologie-Netzwerk Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe (kurz: it’s OWL) haben sich 174  Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Organisationen zusammengeschlossen um gemeinsam den Innovationssprung von der Mechatronik zu intelligenten technischen Systemen zu gestalten. Siehe Link

Industrie 4. 0 – Evolution statt Revolution
Der Ausdruck „vierte industrielle Revolution“ deutet auf einen radikalen Wandel der Produktionstechnik hin. Zwar werden die Auswirkungen dieses Wandels rückblickend den Charakter einer Revolution aufweisen, jedoch nur allmählich Einzug in die bestehenden Produktionsbetriebe halten. Der Weg zum Leitbild Industrie 4.0 wird evolutionär verlaufen – wie schon bei den bisherigen industriellen Umbrüchen der Produktionstechnik. Siehe Link
Im Rahmen des Netzwerkes wurde ein „Leitfaden Technologieakzeptanz: Konzepte zur sozial- und humanverträglichen Gestaltung von Industrie 4.0“ entwickelt. Darin werden Wege der sozialverträglichen Technikgestaltung, der Technikfolgenabschätzung im Industriebetrieb beschrieben. Siehe Link