Gedanken zur CeBIT 2016: Das Dilemma der IT-Teams in Unternehmen

IMG_2308Während auf Messen wie auf der CeBIT das hohe Lied des schnellen Übergangs in die „Arbeit 4.0“ gesungen wird, stellt sich die Situation für die IT-Teams in Unternehmen immer wieder erstaunlich widersprüchlich dar. Sie stecken mitten in einem Innovationsdilemma.

Auf der einen Seite würden die Teams sich gerne mit neuen Innovationsherausforderungen, neuen IT-Architekturen und neuen Prozessmodellierungen befassen, um aktuell und „vorne“ zu bleiben. Auf der anderen Seite sind die häufig viel zu kleinen Gruppen schon vorher überlastet und haben kaum Zeit für Neuerungen. Sie müssen dafür sorgen, dass der ganz normale Alltagsbetrieb aufrechterhalten wird.

Vor allem aber müssen sie ständig neuen Herausforderungen der IT-Sicherheit begegnen. Die Schadsoftware und Malware nimmt nicht ab, im Gegenteil. Die Stabilisierung des sicherheitstechnischen Status quo fordert alle Kräfte und bringt schon jetzt zeitliche Überlastungen. Ein Virus hält sich nun mal leider nicht an reguläre Arbeitszeiten. Objektiv wirken sich die Überlastungen der IT-Teams dysfunktional gegenüber der Innovationsdynamik aus.

Die Teams erscheinen als Bremsende und den Ist-Stand Bewahrende, während sie ja eigentlich gerne nach vorne handeln würden. Die Unternehmen sollten daher ihre IT-Teams stärken und ihnen noch mehr Vertrauen schenken.

Wenn Technik dem arbeitenden Menschen vorausdenkt …

Mit der Entwicklung der CPS-Technik tritt den Betriebsräten, Vertrauensleuten und Gewerkschaften eine richtig dicke Nuss entgegen. Die will erstmal geknackt sein. Doch dies geht nicht allein mit dem traditionellen Denkansatz der räumlichen und zeitlichen Gestaltung des Arbeitsplatzes.

Was heute CPS heisst (Abkürzung für Cyber Physical System) nannte sich vor Jahren schon das Internet der Dinge oder RFID. Unscharf ausgedrückt ist es der Sensor-Chip am Gegenstand. Das neue an CPS ist nicht der Sensor, nicht der Chip und auch nicht seine Zuordnung zum Gegenstand.

Neu ist die Qualität seiner Anbindung an das globale Netz. CPS ist kein statisches Gebilde, was als einmal hergestellt immer so bleibt. Da CPS ständig am Netz immer Daten empfangen und immer Daten senden kann, verfügt es über die Eigenschaft, die Techniker gerne als „Denken“ bezeichnen. CPS sammelt. CPS „denkt“. CPS „lernt“. Herausfordernd wird es, wenn CPS-Einheiten dem arbeitenden Menschen Vorgaben machen, den Takt geben und dem Menschen in den Handlungsschritten voraus sind. Wenn sie durch das ständige Empfangen neuer Daten dem Menschen ständig voraus sind. In Echtzeit. Die IT-Leute sagen: „CPS denkt voraus.“

Das Internet der Dinge ist nicht mehr statisch. Es lernt. Es geht dem Menschen voran. – Was bedeutet dies aber für die Forderung nach Selbstbestimmung in der Arbeit und für die Humanisierung der Arbeit? Momentan sieht es so aus, dass entweder die CPS-Technologie verändert und dem Menschen angepasst werden muss oder aber der arbeitsweltliche Gestaltungs- und Humanisierungsansatz zu greifen hat, bevor das CPS in seine Echtzeit-Welt gestartet wird.

Dann wäre die Gestaltung erforderlich auf der Ebene der Prozessorganisation, der komplexen Prozessorganisation. Nur so ließe sich die Beschleunigungswirkung von Echtzeitanwendungen positiv beeinflussen. So ließe sich nachhaltig vermeiden, dass der arbeitende Mensch nur noch zum taktgebundenen Assistent des CPS verwandelt würde. – Wir müssen neu (nach)denken.